Katholische Kirche St. Viktor in Guntersblum

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Geschichte

Nachdem unter der Einwirkung der Ende des 17. Jahrhunderts in Guntersblum regierenden französischen Besatzungsmacht ab Dezember 1688 ein katholischer Pastor namens Matthias Ritter eingesetzt wurde und nun neben protestantischen Gottesdiensten auch katholische Gottesdienste in der Guntersblumer Kirche gefeiert wurden, entstanden zwischen beiden christlichen Konfessionen in der Folgezeit viele Konflikte. So installierten die Katholiken unter anderem neue Kruzifixe, Marienbildnisse, einen Weihwasserkessel, einen Hochaltar mit einem Abbild des heiligen Viktor, ein großes Kreuz im Chorraum, einen Beichtstuhl und zahlreiche Kirchenfahnen in die neue Guntersblumer Simultankirche, was zu großem Unmut unter den Guntersblumer Protestanten führte. Als nun während der 1838 begonnenen großen Kirchenrenovierung die Katholiken planten, der Guntersblumer Kirche durch den Umbau einen größeren katholischen Anstrich zu geben und auch eine eigene Orgel beschaffen wollten, erreichten die Proteste der evangelischen Bürger Guntersblums einen Höhepunkt: Als der Guntersblumer Bürgermeister Karl Becht vom Kreisrat den Auftrag erhielt, ein evangelisches Gremium wählen zu lassen, das entscheiden sollte, wie man nach der Kirchenrenovierung zusammen mit den Katholiken die Orgel gemeinsam benutzen könne und dieser Termin zur Wahl boykottiert wurde, wurde ein zweiter Wahltermin angesetzt. An diesem Wahltermin am 7. November 1839 fand nun ein großer Aufstand der Guntersblumer Protestanten statt, bei dem dem Bürgermeister eine Unterschriftenliste mit 192 Unterschriften von insgesamt 318 männlichen „evangelischen Ortsbürgern“ in Guntersblum übergeben wurde. Die Protestanten wollten durch ihren Aufstand und die Unterschriftenaktion auf den nicht weiter zu tolerierenden Zustand der Doppelbenutzung der Kirche mit den Katholiken aufmerksam machen.

Nachdem der Kreisrat aus Mainz jedoch vom Guntersblumer Bürgermeister forderte, den Aufstand zu unterdrücken und er es auch versuchte, unternahmen die Guntersblumer Protestanten erneut eine Unterschriftenaktion. Am 18. Dezember 1839 wurden schließlich 169 Unterschriften übergeben. Die Protestanten forderten nunmehr durch ihren Aufstand und die Unterschriftenaktion eine Alleinbenutzung der Guntersblumer Kirche durch die evangelischen Bürger. Schließlich wurde am 22. Dezember 1839 ein Schreiben von Guntersblumer Protestanten an den Mainzer Kreisrat geschickt, indem die Auflösung des Simultanverhältnisses gefordert wurde. Auch die Guntersblumer Katholiken verfassten nun solch ein Schreiben. Am 28. Juli 1841 bekamen sie schließlich vom Kreisrat die „Genehmigung zur Auflösung des Simultanverhältnisses“. Kurze Zeit später gab die Großherzogliche Oberbaudirektion das Einverständnis zum Bau einer katholischen Kirche, einer katholischen Schule und zum Bau von Wohnungen für den katholischen Pfarrer und den Lehrer der katholischen Schule. Dabei kostete die Errichtung der Kirche etwa 7000 Gulden[8], die Errichtung der katholischen Schule und der Wohnungen für den katholischen Pfarrer und den katholischen Lehrer kosteten 8000 Gulden. Schließlich finanzierte die in Geldbelangen klamme Gemeinde Guntersblum den Bau der Gebäude aus dem Verkauf von gefällten Eichen von der Insel Kühkopf im Rhein. Die neue katholische Kirche wurde nun auf einer freien Fläche des Hofs des Leininger Schlosses gebaut, die katholische Kirche und die Wohnungen für den katholischen Pfarrer und den Lehrer der katholischen Schule wurden in die Räume des Leininger Schlosses integriert. Schließlich wurde die neue katholische Kirche am 16. November 1845 vom Mainzer Bischof Peter Leopold Kaiser eingeweiht. Die Urkunde für die Konsekration hängt dabei in der Sakristei der Kirche.

Im Folgenden befand sich die Guntersblumer katholische Kirche lange in der Hand der Guntersblumer bürgerlichen Gemeinde. Erst 1958 wurde das Gebäude an die katholische Kirchengemeinde übergeben. Schließlich wurde auch im Juli 1965 ein eigenes Pastorat für den katholischen Pfarrer gegenüber der katholischen Kirche in der Alsheimer Straße eingeweiht. Etwa 20 Jahre später wurde nun auch ein eigenes Pfarrheim von 1982 bis 1983 gebaut. Es wurde schließlich am 13. März 1983 durch Domkapitular Fahney eingeweiht. Finanziert wurde es dabei aus eigenen Geldmitteln und auch aus Spenden. Seitdem findet verstärkt eine ökumenische Bewegung statt und in diesem Zusammenhang hat sich auch das Verhältnis beider Konfessionen in Guntersblum wesentlich entspannt.
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